Seit nunmehr fast fünf Jahren versucht die Gemeinde Grünwald, die Ortsmitte zu verschönern. Der Luitpoldweg, der den Derbolfinger Platz mit der Rathausstraße verbindet, gleicht inzwischen einem Fleckerlteppich. Seine Strukturen basieren auf den Änderungen der heutigen Schloss-Passage, die Anfang der 80er Jahre dort neu gebaut wurde.
Der Luitpoldweg mag sich als Verbindungsachse bewährt haben, doch gestalterisch ist die öffentliche Zone in die Jahre gekommen, wie auch die angrenzenden öffentlichen Bereiche der Rathausstraße. Im Herbst 2012 hatten die Parteifreien (PBG) beantragt, die Verschönerung der Ortsmitte anzugehen. Barrierefreiheit, behindertenfreundliche Gehsteiganordnungen, mehr Begrünungs- und Bepflanzungsflächen im öffentlichen Raum sowie eine Verschönerung der Beläge und der Straßen- und Parkflächen mit Sitzgelegenheiten sollten in das neue Gestaltungskonzept einfließen. Der Antrag wurde im Dezember 2012 im Zusammenhang mit dem bereits vorliegenden „Umgestaltungsantrag Luitpoldweg“ verbunden und einstimmig vom zuständigen Verwaltungsausschuss befürwortet und angenommen. Der Wille war also vorhanden.
Und was ist nach viereinhalb Jahren passiert? Am Luitpoldweg eigentlich eine Menge: die Schloßpassage wurde nach dem Brandfall einer Neugestaltung und Renovierung unterzogen, im Café Fischer hat seit kurzem neues Restaurant eröffnet, und einige Einkaufsgeschäfte wurden modernisiert. Der Einzelhandel und das örtliche Geschäftsleben sind in Bewegung. "Im Gegensatz dazu ist die Planung des Luitpoldweges und die Ortsverschönerung im Rathaus zum Erliegen gekommen“, stellte Fraktionsvorsitzender Oliver Schmidt (PBG) im Oktober 2016 fest.
Dass sich Grünwald sonst mit seinen öffentlichen Einrichtungen nicht zu verstecken braucht, ist eigentlich selbstverständlich. Doch im öffentlichen Straßenraum dominieren viele versiegelte Gehwegflächen mit wenig Grünanteil und hohen Randsteinen das Straßenbild. Grünwalds Zentrum hat eine Ortsmitteverschönerung längst nötig. Dass bis heute kein Konzept vorliegt, ist mehr als bedauerlich. Dass ein beauftragtes Radwegekonzept der Planung eine so lange Wartezeit abverlangt, ist ebenso unverständlich, lässt sich doch verkehrsplanerisch eine Radspur in den breiten Querschnitt des Luitpoldweges ganz einfach integrieren.
Es mag sich eine politische Nachlässigkeit verfestigt haben, wichtige Planungsvorhaben nicht mit dem erforderlichen Nachdruck anzugehen und zu realisieren. „Da hat Bürgermeister Neusiedl offensichtlich versagt, denn der Antrag ist seit fast fünf Jahren nicht erledigt“, meint der parteifreie Fraktionsvorsitzende Oliver Schmidt. Anderen Gemeinden, die weitaus weniger finanzielle Mittel zur Verfügung haben, gelinge das, urteilt die PBG-Fraktion in ihrem Antrag. Die Nachbargemeinden Oberhaching und Pullach haben ihre Ortsmitteplanung beispielsweise gut im Griff.
Mehrere Vorschläge sollen aber vorliegen, wie Bürgermeister Neusiedl öffentlich mehrfach betont hat. Deshalb hat die Fraktion der Parteifreien die unerledigte Angelegenheit erneut aufgegriffen und die Präsentation im Gemeinderat beantragt. Es soll nun ein Konzept erstellt werden. Zunächst stehen der Luitpoldweg und die Rathausstraße auf der Agenda. Ihre Gestaltung kann nach Ansicht der Parteifreien unabhängig vom Marktplatz erfolgen, der wegen seiner verschiedenen Verkehrsachsen eine besondere Herausforderung darstellt. Einen Ideenwettbewerb für den Marktplatz auszuloben, wurde in der letzten Bürgerversammlung abgelehnt. Es bleibt zu hoffen, dass die Gemeinde das Thema endlich anpackt.