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Antrag vom 24.6.2015: Erwerb/Errichtung von Sozialwohnungen für Pflegedienstkräfte u.a.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Neusiedl,

verehrte Damen und Herren Kollegen im Gemeinderat,

​

die Versorgung und Betreuung von Seniorinnen und Senioren hat in Grünwald im Großen und Ganzen einen hohen Stellenwert eingenommen insbesondere durch die Aktivitäten der Nachbarschaftshilfe neben dem Bestand zweier Seniorenheime der Schwesternschaft des Roten Kreuzes und des Kreisverbandes des BRK. In Planung ist das sogenannte Haus der Begegnung mit weiteren Einrichtungen für ältere Menschen. „Essen auf Rädern“, vermittelte Hilfs- und Pflegedienste verschiedenster Art, „Herbstwind“,„Kranken- und Altenfürsorge“ sowie die neu konzipierte Tagesheimpflege durch die Stiftung Katholisches Familien- und Altenpflegewerk sind Einrichtungen, die es den Bürgern unserer Gemeinde ermöglichen, bis ins hohe Alter in ihren angestammten Wohnungen zu bleiben und durch Angehörige oder auch Bekannte in einer gewissen Selbständigkeit ihren Lebensabend

zu verbringen. Das gilt auch dann noch, wenn altersbedingte Erkrankungen und

Behinderungen eintreten.

Aber in vielen Fällen verschlechtert sich der Gesundheitszustand der alten Menschen so stark, dass ihre Pflegebedürftigkeit in häuslicher Umgebung trotz aller beschriebenen Hilfen nicht mehr möglich ist. Eine Verlegung in eines der Grünwalder Seniorenheime wird unvermeidbar. Es ist mir bekannt, dass sowohl in der „Römerschanz“ wie auch in der sogenannten Park-Residenz auf der Eierwiese viele alte Grünwalder Bürgerinnen und Bürger ihre „restliche Zeit verbringen“ und das ist oft sehr traurig. Hier fehlt noch in der „Fürsorgekette“

ein Glied, das wir von der Gemeinde schließen sollten. Beide Einrichtungen, Eierwiese und Römerschanz, haben in letzter Zeit viel investiert und

sind auch im Moment noch dabei, ihre Häuser auf die Aufnahme Schwer- und Schwerstpflegefälle einzurichten oder umzugestalten. Das ist die eine Seite, die es zu begrüssen gilt.

Die andere Seite ist die personelle Versorgung und die leider im Argen.

Deshalb stelle ich zugleich und in Absprache mit den Kollegen von der PBG den Antrag:

Der Gemeinderat möge beschließen, ein Wohngebäude mit Appartements und

kleine Wohneinheiten für Pflegepersonal der Seniorenheime zu errichten und

ein dafür geeignetes Grundstück, eventuell sogar auf dem Areal des Heims

auf der Eierweise zu erwerben bzw. auf Erbbaurechtsbasis zu erlangen.

Die Vermietung dieser Appartements und Wohnungen müsste, soweit dies rechtlich durchsetzbar ist, auf Pflegepersonal der beiden Seniorenheime Römerschanz und Eierwiese beschränkt bleiben.

Zur Begründung dieses Antrages ist Folgendes zu erklären:

Die Bezugspersonen der in den Pflegeheimen Untergebrachten sind in erster Linie die Personen des Pflegepersonals und zwar nicht die leitenden, beruflich ausgebildeten Pfleger und Pflegerinnen mit Zuständigkeit für ganze Abteilungen oder Stationen, sondern einfache Pflegekräfte mit kurzer Ausbildung. Dieser Personenkreis steht in der Bezahlung auf unterstem Niveau. Es ist nur verständlich, dass solche Beschäftigten keine wirkliche Beziehung zu ihrer anerkannt schweren Arbeit haben, sondern eher danach streben, den Arbeitsplatz wechseln zu können. Dazu kommt, dass sie häufig an entlegenen Stellen in und um München,

oft im Norden untergebracht sind und es in den Morgenstunden kaum schaffen,

pünktlich zum Arbeitsbeginn in Grünwald zu sein.

Es ist das gleiche Problem, das bestehen würde, wenn die Gemeinde nicht darauf achten würde, dass bei der Neuerrichtung von Kindertagesstätten auch Wohnungen für die Beschäftigten geschaffen würden.

Viele Pfleger und Pflegerinnen werden im Moment auch nur durch Personaldienstleister vermittelt. Kein Wunder, dass die meisten von ihnen nur interessiert sind, ihre Stunden abzuleisten,

aber wenig Interesse an einer wirklichen Betreuung haben können. Bei der Suche

nach einem Stammpersonal für die Pflegeheime ist deshalb unbedingt auch an geeignete Wohnverhältnisse zu denken. Die Betreiber der Pflegeheime können es nur begrenzt schaffen.

Die Heimaufsicht kontrolliert im Übrigen nur die Anwesenheit des Personals, nicht deren fachliche und vor allem menschliche Qualifikation. Bei den Betreuten handelt es sich dagegen

in großer Zahl um Menschen, die vielleicht Jahrzehnte angesehene Bürger unserer

Gemeinde gewesen sind, vieles in ihrem Leben geleistet haben, möglicherweise auch Ehrenamtliches.

Ich finde, sie alle haben einen Anspruch auf ein würdevolles Gepflegtwerden,

das nicht um 16.00 Uhr endet, weil eben dann die Arbeitszeit einer vielleicht am

Hasenbergl untergebrachten Pflegerin abgelaufen ist.

Ich denke, in einem Wohnhaus in der Nähe seiner Arbeitsstätte wird es am ehesten gelingen, ein gutes Pflegepersonal für unsere Grünwalder Seniorenheime zu gewinnen, das positiv zu seinem Beruf steht. Und vielleicht gelingt es in diesem Zusammenhang auch, anerkannte Asylanten zu bekommen, die auf diese Weise durch eine vernünftige Ausbildung und Berufsausübung zu einer neuen Existenzgrundlage gelangen können.

Diesem Antrag ist im Übrigen ein Schriftwechsel mit der Generaloberin Edith Dürr vorausgegangen, die sich sehr über ein Engagement der Gemeinde im beantragten Sinne freuen würde.

 

Mit kollegialen Grüßen

 

gez. Hubertus Lindner und

Fraktion der PBG

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